Die Eltern­arbeit steht noch nicht sehr lange im Fokus der Jugend­hilfe. Dabei sind Eltern natür­liche Bezugs­personen für ihre Kinder – auch in Krisen­situationen. Es ist daher sinnvoll, sich für den Erhalt von Familien­systemen zu enga­gieren und Lern­prozesse einzu­leiten, die zu ihrer Stabili­sierung beitragen können.

Wir gehen in unserer Arbeit davon aus, dass Eltern im Prinzip „gute Eltern“ sein wollen. Sicher: das gelingt nicht immer,  und alle Eltern wissen, wie schwer das mit­unter sein kann. Doch es gilt eben­falls: nicht alle Probleme in Familien sind durch „objektive“ Umstände bedingt (Armut, Bildungs­ferne u. a.), die sich kaum grund­sätzlich verändern lassen. Und schon gar nicht ist stets bloß indivi­duelles „Unver­mögen“ die Ursache für Defizite in der Erziehung. Viele Stör­ungen im Familien­system resultieren vielmehr aus Rollen­konflikten und Kommuni­kations­problemen, die sich mit der Zeit ergeben, die sich verfes­tigen und verschärfen und zu einge­schränkten Wahr­nehmungs­mustern, starren Haltungen und dys­funktio­nalen Inter­aktionen führen. Das sind typische Beding­ungen, wie sie von einem familien­unter­stützenden Dienst vorge­funden werden.  

Systemische Interaktionstherapie (SIT)

Um Eltern dabei zu unter­stützen, wirksam Verant­wortung für sich selbst und das Wohl ihrer Kinder zu über­nehmen, nutzen wir das Instru­ment der Syste­mischen Interaktions­therapie und -beratung (SIT). Es hat sich in der Praxis bereits bewährt – auch und gerade im Dreiecks­verhältnis Eltern/Jugend­amt/Jugend­hilfe und rund um die Frage, wie Eltern im Sinne ihrer Kinder und stabiler Familien­verhältnisse zu einem koopera­tiven und anschluss­fähigen Verhalten begleitet werden können.

Dies ist denn auch das zunächst zentrale Thema der syste­misch orien­tierten Familien­arbeit: die Motivation der Eltern. Sie müssen zu der Über­zeugung gelangen, in jeder Hinsicht zuständig zu sein für die eigenen Kinder – und: genau dies auch leisten zu können. 

Die Erfahrung zeigt: der bloße Appell führt an dieser Stelle nicht weiter. Wir setzen statt­dessen an den vorhan­denen emotionalen Zuständen an, die in vielen Fällen wie Lern­blockaden wirken. Erst so kann in weiteren Schritten eine Sensibili­sierung der Eltern für weniger hilfreiche Wahr­nehmungen und Urteile, für kontra­produktive Attributionen und dys­funktionale Inter­aktionen erreicht werden. Und nur so kann in der Folge ein Trainings- und Coaching­prozess eingeleitet werden, in dem diese Muster durch­brochen und durch ein erfolg­versprech­enderes Verhaltens­repertoire ersetzt werden. Unreflek­tiertes und unproduk­tives Routine­verhalten weicht so einem bewuss­ten, lösungs­orien­tierten Handeln.

Eines zeigt die Erfahrung deutlich: Je inten­siver Eltern im Hilfe­prozess beteiligt sind, desto wirk­samer und nach­haltiger ist die Hilfe nicht nur für sie, sondern auch für ihr Kind. Ändern sie ihr Ver­halten, so sind die Chancen ungleich größer, dass sich auch das der Kinder ändert.

Rechtliche Grundlagen dieses Angebots: § 27 ff, § 29, §§ 30, 32, 34, 36 ff SGB VIII
 

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Portrait Kerstin Tübing

Ansprechperson

Kerstin Tübing

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